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Erscheinungsbilder

Aphasie

Die aphasischen Störungen können sich auf alle expressiven und rezeptiven Sprachmodalitäten erstrecken.

Wörter können nicht mehr genannt werden oder es wird statt dessen ein anderes Wort genannt. Die Lautstruktur der Wörter ist fehlerhaft oder gar nicht mehr verständlich. Es kommt zu Satzabbrüchen bis hin zum Telegrammstil. Manche Aphasiker haben eine übersteigerte Redeweise, andere eine verminderte, unflüssige Sprachproduktion mit starker Sprechanstrengung. Sprachverständnisstörungen können in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich sein. Außerdem können verschiedene Fehlerarten beim Lesen und Schreiben auftreten.

Artikulationsstörung

Bei Artikulationsstörungen entspricht die Lautbildung eines oder mehrerer Laute nicht dem sogenannten "Standardmuster" einer Sprache, d.h. ein Laut wird nicht oder falsch gebildet. Am häufigsten sind im Deutschen die Zischlaute davon betroffen. Diese artikulatorische Auffälligkeit wird auch als "Sigmatismus" (Lispeln) bezeichnet und kommt in verschiedenen Ausprägungen vor.

Audiogene Sprechstörungen

Audiogene Sprechstörungen sind Artikulationsstörungen, veränderter Stimmklang und fehlende Lautstärkeregulierung bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit.

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)

Eine AVWS beeinträchtigt Funktionen, die den Kindern ermöglichen, auf Hörreize zu reagieren und/oder Sprache zu verstehen. Es gibt verschiedene Formen von AVWS, so dass die Symptome einer AVWS von Kind zu Kind unterschiedlich sind. Kinder mit AVWS können zwar leise Geräusche oder Töne ohne Probleme hören, jedoch wird das Gehörte und somit auch Sprache nicht in der regelrechten Form verarbeitet. Dies führt zu einer

Reihe von Schwierigkeiten, u.a. beim Hören von Sprache bei Störgeräuschen oder in ungünstigen Hörsituationen. Weil die Unterscheidung von Tönen, Sprachlauten und Geräuschen oft beeinträchtigt ist, kann auch das Lesen und das Schreiben

mitbetroffen sein.

Dysarthrie

Dysarthrien entstehen aufgrund angeborener (z.B. genetische Syndrome) oder erworbener Hirnstörungen(z.B. Schlaganfall, Parkinson, multiple Sklerose, Schädel-Hirn-Trauma). Die Koordination und Ausführung von Sprechbewegungen und/oder Atmung sind gestört.

Mögliche Symptome sind: verlangsamte/eingeschränkte Beweglichkeit von Lippen, Zunge, Gaumen und Kiefer, veränderte Lautbildung, undeutliche Aussprache, Näseln, Veränderung von Stimmklang, Sprechmelodie, Sprechrhythmus und Lautstärke, gestörte Atemkontrolle, vermehrter/ verminderter Speichelfluss

Dysphagie

Schluckstörungen sind Beeinträchtigungen oder Behinderungen des Schluckens und / oder der oralen Nahrungsaufnahme. Sie entstehen durch strukturelle Veränderungen im Mund- und / oder Halsbereich oder durch neurologische Störungen. Mögliche Symptome sind: Austritt von Speichel und / oder Nahrung aus der Mundhöhle, Verbleiben von Nahrungsresten im Mundraum durch veränderte Sensibilität im Mundraum, eingeschränkte Beweglichkeit und Kraft von Kiefer und / oder Zunge, übersteigerte orale Reflexe wie beißen oder würgen, fehlende Schutzreflexe wie husten und würgen (Speichel und Nahrung kann in die unteren Luftwege gelangen), fehlender Abschluss zum Nasenraum, gurgelnde Stimme (Hinweis auf eine stille Aspiration / unbemerktes Verschlucken).

Dysphonie

Bei funktionellen Störungen der Stimme ist der Stimmklang gestört und/oder die stimmliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Die Stimme kann heiser, rau, gepresst, verhaucht oder tonlos sein. Bei Belastbarkeit kann es zu einer Stimmermüdung kommen und / oder zur Veränderung der Sprechstimmlage (zu hoch oder zu tief). Häufig findet man Begleitsymptome wie eine unphysiologische Atmung, hörbares Einatemgeräusch, erhöhtes Sprechtempo, Missempfindungen wie Kratzen, Trockenheits- und / oder  Fremd-körpergefühl im Rachenbereich.

Bei organischen Störungen der Stimme liegen strukturelle Veränderungen im Bereich des Stimmapparates vor wie z.B. Stimmlippenknötchen, -lähmungen, Erkrankungen des Kehlkopfes.

Fütterstörungen

Von Fütterstörungen spricht man, wenn Säuglinge oder Kleinkinder folgende Symptome zeigen: Essensunlust, Nahrungsverweigerung, fehlen eindeutige Hunger- und Sättigungssignale, fehlende Annahme von altersentsprechenden Nahrungsmitteln, Kau-, Saug- und Schluckprobleme, angstvolle Abwehr gegenüber Reizen im Mundbereich, erbrechen der Nahrung ohne organische Gründe.

Late Talker

Wenn Kinder mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter sprechen und keine Zweiwortsätze bilden spricht man von Late Talkern. Sollte der Rückstand bis zum 3.Geburtstag nicht aufgeholt sein droht eine Sprachentwicklungstörung.

Larynektomie

Nach der operativen Entfernung des Kehlkopfes gibt es Möglichkeiten eine Ersatzstimmfunktion zu erwerben.

Lese-/Rechtschreibstörung

Kinder mit einer LRS benötigen oft viel Zeit, um beim Lesen den Sinn zu erfassen oder im Diktat das Gehörte richtig zu schreiben. Einige Merkmale, die auf eine LRS hinweisen sind:                       

Verlangsamtes und/oder verständnisloses Lesen, Leseunlust, Verwechslung optisch ähnlicher Buchstaben wie b/d, Vertauschung der Reihenfolge von Buchstaben (z.B. drie statt drei), Verwechslung von ähnlich klingenden Buchstaben wie /m/ und /n/ ,Weglassen von Buchstaben und Silben, Nichtbeachten von Wort- und Satzgrenzen, Fehler im Bereich der Dehnung (z.B. i statt ie), Fehler im Bereich der Dopplung (z.B. Tase statt Tasse), Nichtbeachten von Groß- und Kleinschreibung, Schreibunlust.

Lippen - Kiefer - Gaumen -Fehlbildungen

Bei diesen angeborenen Fehlbildungen, wobei Muskulatur, Gewebe und Knochen betroffen sind, kann es zu Störungen des Schluckaktes (Dysphagie) und der Atmung kommen, sowie Näseln (Rhinophonie) und Artikulationsstörungen.

Mutismus

Der Mutismus ist eine nach vollzogenem Spracherwerb erfolgende völlige Hemmung der Lautsprache oder nur einem bestimmten Personenkreis (selektiver Mutismus) gegenüber. Die Hör- und Sprechfähigkeit ist erhalten, d.h. es liegen keine organischen Störungen vor sowie keine zentralen Schädigungen der am Sprechvorgang beteiligten Sprachzentren und der Innervation.

Myofunktionelle Störungen

Bei einer myofunktionellen Störung liegt im Wesentlichen eine Fehlfunktion aller beteiligten Muskeln im Mundbereich vor (Wangen-, Lippen-, Zungenmuskulatur). Dadurch kann es zu einem fehlendem Mundschluss, Vorverlagerung der Zunge und infantilem Schluckmuster kommen (Zungenvorstoß beim Schlucken). Als Folge daraus entstehen Zahnfehlstellungen und Artikulationsstörungen.

Poltern

Polterer haben eine schnelle, überhastete Sprechweise. Die Aussprache ist aufgrund des Missverhältnisses von Sprechtempo und artikulatorischer Fähigkeit und Defiziten in der Wahrnehmung häufig sehr undeutlich und verwaschen. Ein Störungsbewusstsein oder Leidensdruck ist bei Polterern selten vorhanden.

Rhinophonie

Bei einer Rhinophonie (Näseln) ist der Stimmklang durch eine veränderte Luftstromlenkung gekennzeichnet. Dies kann durch organische (Gaumensegellähmungen) als auch funktionelle Störungen hervorgerufen werden. Es entweicht entweder zu viel Luft durch die Nase oder die Resonanzräume im Nasen-Rachenraum werden ausgeschlossen (verschnupfter Stimmklang).

Dabei kann es auch zur Beeinträchtigung der Artikulation kommen.

Sprachentwicklungsstörungen

Bei einer Sprachentwicklungsstörung (SES) handelt es sich um eine zeitliche und/oder strukturelle Abweichung von der normalen Sprachentwicklung.

Dabei können alle Bereiche des Sprachsystems betroffen sein:

Lautsystem/Aussprache, Wortschatz, Grammatik/Satzbau und allgemeine Kommunikationsfähigkeit.

Die Störungen zeigen sich sowohl beim Verstehen und Sprechen, als auch in kommunikativen Situationen und/oder der Entwicklung von schriftsprachlichen Fertigkeiten.

Sprachstörung bei Demenz

Je nach Demenztyp können Wortfindungsstörungen auftreten und das syntaktische Verständnis kann beeinträchtigt sein. Im Verlauf der Erkrankung wird die Sprache zunehmend inhaltsleerer, es können sich u. a. semantische Paraphasien und Störungen im Verständnis einfacher Sätze bzw. Einzelwörter zeigen. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zeigen sich üblicherweise massive Beeinträchtigungen sowohl in der Sprachproduktion als auch im Sprachverständnis. Durch die zunehmenden allgemeinen kognitiven Einschränkungen nimmt die Kommunikationsstörung zu.

Sprechapraxie

Sprechapraxien sind Störungen in der Planung der Sprechmotorik. Es kommt zu Auffälligkeiten in der Lautbildung, artikulatorischen Suchbewegungen und einer deutlichen Sprechanstrengung. Die Funktion der Sprechorgane ist dabei nicht eingeschränkt. Unwillkürliche Bewegungs-muster können besser realisiert werden als willkürliche Sprechleistungen

Stottern

Es handelt sich um eine Redeflussstörung mit unfreiwilligen Wiederholungen von Wörtern, Silben oder Lauten, Dehnungen von Lauten und/oder Blockierungen von Wörtern. Es kann zu Begleitsymptomen kommen wie:  Sprechangst,Vermeideverhalten, Körpermitbewegungen, Einschieben von Füllwörtern. Art und Ausmaß des Stotterns sind situationsabhängig und können großen Schwankungen unterworfen sein. Stotternde leiden häufig unter ausgeprägtem Störungsbewußtsein.

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